1. Wiener NobelpreisträgerInnen Seminar
Physik
Am 29. Juni 2006 fand das erste Wiener NobelpreisträgerInnenseminar im Rahmen einer Festveranstaltung / Wiener Vorlesung im Wiener Rathaus statt. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildete das Werk des Physikers und Wissenschaftsphilosophen Ludwig Boltzmann.
Boltzmann, geboren 1844 in Wien und gestorben vor 100 Jahren in Duino bei Triest, war der Begründer der statistischen Mechanik und der modernen Atomistik. Sein physikalisches Vermächtnis und seine Bedeutung für die aktuelle Naturwissenschaft wurden aus der Sicht der vier Nobelpreisträger Claude Cohen-Tannoudji, Roy Glauber, Walter Kohn und Chen Ning Yang dargestellt und mit namhaften österreichischen Experten diskutiert.
Programm 2006
29. Juni 2006
Festveranstaltung / Wiener Vorlesung
Festsaal des Wiener Rathauses
EröffnungszeremonieClaude Cohen-Tannoudji: "Ultra Cold Atoms"
Roy Glauber: "The Statistics of Light Quanta"
Walter Kohn: "The Power of the Sun"
Chen Ning Yang: "Ludwig Boltzmann and Modern Physics"
Podiumsdiskussion
Auftragskomposition: Konrad Rennert "BREATH II"
NobelpreisträgerInnen 2006

Claude Cohen-Tannoudji
Claude Cohen-Tannoudji, geboren am 1. April 1933 in Constantine, Algerien, ist Träger des Physiknobelpreises 1997.
Claude Cohen-Tannoudji studierte an der Pariser Ecole Normale Supérieure Mathematik und Physik. Zunächst wirkte er an der Universität Paris IV, sodann seit 1973 als Professor für Atom- und Molekularphysik am Collège de France.
Claude Cohen-Tannoudji wurde 1997 zusammen mit den amerikanischen Forschungskollegen Steven Chu und William D. Phillips mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Die Auszeichnung galt der von den drei Preisträgern entwickelten Methode, Atome mit Laserlicht zu kühlen und einzufangen.
Laserkühlung und Laserfallen werden in der hochauflösenden Spektroskopie sowie beim Bau von Atomuhren und Atominterferometern benutzt. Die Entwicklung immer verfeinerter Kühlmethoden führte in den Folgejahren zur Erzeugung von sogenannten „Bose-Einstein-Kondensaten”.

Roy Glauber
Roy Glauber, geboren am 1. September 1925 in New York, USA, ist Träger des Physiknobelpreises 2005.
Roy Glauber studierte an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. Er wirkte zunächst am Institute for Advanced Study in Princeton und an der ETH Zürich. Seit 1976 ist er Professor in Harvard, mit Gastprofessuren am CERN in Genf, an der Universität Leiden, in NORDITA in Copenhagen und am Collège de France in Paris.
Sein Hauptinteresse gilt der Quantenoptik, dem Studium von Quantenphänomenen des Lichtes. 2005 erhielt er den Physiknobelpreis zusammen mit John L. Hall and Theodor W. Hänsch für seine Beiträge zur Quantentheorie optischer Kohärenz. Seine theoretischen Arbeiten bilden die Grundlage der Entwicklungen der Quantenoptik bis heute.

Walter Kohn
Walter Kohn, geboren am 9. März 1923 in Wien, Österreich, ist Träger des Chemienobelpreises 1998.
Walter Kohn konnte sich 1939 vor den Nationalsozialisten nach England retten und emigrierte dann nach Kanada. Er studierte Mathematik und Physik an der Universität von Toronto und an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, an der er 1948 seine wissenschaftliche Laufbahn begann; seit 1991 ist er Professor für Physik an der University of California in Santa Barbara.
Walter Kohn beschäftigt sich mit theoretischer Festkörperphysik und theoretischer Chemie. Er schuf die Voraussetzungen für wichtige computerunterstützte Berechnungsverfahren. Mehrere Methoden und Theorien sind nach ihm benannt, wie die Korringa-Kohn-Rostoker Methode, das Hohenberg-Kohn Theorem und die Kohn-Sham Gleichungen.
1998 erhielt er zusammen mit John Pople den Nobelpreis für Chemie als Anerkennung seiner Arbeiten auf dem Gebiet der Dichtefunktionaltheorie.
Mehr als 200 Publikationen; Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1999.

Chen Ning Yang
Chen Ning Yang, geboren am 22. September 1922 in Hefei, China, ist Träger des Physiknobelpreises 1957.
Chen Ning Yang studierte zunächst an der Universität von Kunming sowie an der Tsinghua Universität in Peking; 1946 setzte er sein Studium an der Universität von Chicago fort. Nach seiner Promotion 1948 bei Edward Teller wurde er Assistent von Enrico Fermi. Er wirkte als Professor am Institute for Advanced Studies in Princeton und von 1965 bis 1999 als Direktor des Institute of Theoretical Physics der State University of New York in Stony Brook. Zur Zeit ist er Professor an der Chinese University of Hong Kong und an der Tsinghua Universität in Peking.
Chen Ning Yang beschäftigt sich vorwiegend mit statistischer Mechanik und mit Symmetrieprinzipien. Die bedeutenden Yang- Baxter und Yang-Mills Gleichungen sind nach ihm benannt. Sie sind für das Verständnis von Modellen der statistischen Physik sowie für die fundamentalen Naturkräfte von grundlegender Wichtigkeit.
1957 wurde Chen Ning Yang zusammen mit Tsung-Dao Lee mit dem Physiknobelpreis für die Erforschung der Paritätsverletzung in der schwachen Wechselwirkung ausgezeichnet.
Auftragskomposition
Konrad Rennert
Geboren 1958 in New York, USA; Studium in Wien; Kompositionsaufträge und Aufführungen durch internationale Orchester, Ensembles und Veranstalter; Konzerttätigkeit als Performer und Sprecher; Theaterarbeit, Improvisation; Radioprojekte; lebt und arbeitet in Wien.
Im Rahmen der Veranstaltung fand die Uraufführung von „BREATH II" statt. Das Werk entstand als Auftragsarbeit für das Wiener NobelpreisträgerInnenseminar.
Ausführende:
Koehne Quartett
Joanna Lewis, Violine
Anne Harvey-Nagl, Violine
Petra Ackermann, Viola
Melissa Coleman, Violoncello